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Rosa Wolken
von Falk Osterloh
Veröffentlicht 2008 im Literaturmagazin Verstärker, Ausgabe 18
Und dann steht Martin auf. Er lässt sich vom Frühstücksradio wecken, in seine
dunklen Haare gibt er Styling-Gel. Vier verschiedene Anzüge hängen in seinem
Schrank, er zieht sie abwechselnd an, montags den dunkelblauen, dienstags anthrazit,
mittwochs dunkelgrau, donnerstags den schwarzen, freitags ist casual friday. Er fährt
zur Arbeit mit der U-Bahn, Fahrt durch die graue Welt in diesem November, grauer
Regen fällt herab aus grauen Wolken.
Als er sie das erste Mal sah, hat er gelächelt; aus Spott oder aus Behagen? Sie trug
einen regenbogenfarbenen Mantel, dazu eine regenbogenfarbene Bluse. Ihre Haare
waren blond, blond gefärbt, und ihre Lippen waren seltsam voll und rund. Aus ihrer
pinkfarbenen Handtasche holte sie ein Taschenbuch und eine Seite nach der anderen
zog an ihren glatten Gesichtszügen vorbei. Seit diesem Tag schaut Martin sie immer
an, wie sie die Treppe hinab gelaufen kommt. Er wartet so lange, bis sie einen Waggon
betreten hat und dann nimmt er denselben. Wenn er in seinem Büro sitzt, dann sieht
er auf den Bildschirm und sieht regenbogenfarbene Tabellen und vor seinem Fenster